Claudia Witt (Hrsg): Der gute Arzt aus interdisziplinärer Sicht – Ergebnisse eines Expertentreffens
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Die Frage, was ein guter Arzt ist, ist so drängend wie schwierig zugleich. Drängend ist sie deshalb, weil ohne eine zumindest annäherungsweise Antwort auch nicht geklärt werden kann, wieman einen guten Arzt ausbildet. Dieser Aspekt ist vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion umdenNationalenKompetenzbasierten Lernzielkatalog Medizin (NKLM) einmal mehr besonders wichtig. Als schwierig anzusehen ist die Frage deshalb, weil trotz zahlreicher und wiederholter Versuche, das Konstrukt des guten Arztes zu konkretisieren, die Diskussion unvermindert andauert. Insofern dürfen auch von dem hier besprochenenBand keine endgültigen Antworten erwartet werden. Er dokumentiert ein Expertentreffen, das 2009 auf Initiative von ClaudiaWitt, Inhaberin der Stiftungsprofessur (Carstens-Stiftung) für Komplementärmedizin an der Charité in Berlin, stattgefunden hat. Der Band ist in fünf inhaltliche Schwerpunkte gegliedert, die sich dem Themamit jeweils unterschiedlichem Auflösungsgrad nähern, so dass detaillierte Diskussionen etwa zur Empathie, eher grundlegenden Überlegungen, etwa zur medizinischen Ausbildung, gegenüber stehen. Den Auftakt bilden unter dem Titel „Perspektiven“ drei Beiträge, die sich eher allgemein mit der ärztlichen Ausbildung befassen. Darunter ist der Beitrag von Paul Mueller, der an der Mayo Clinic in Rochester (USA) lehrt, besonders interessant, weil er eine Brücke zur der in den angloamerikanischen Ländern seit einigen Jahrenmit großer Intensität geführten Professionalismus-Debatte schlägt. Professionalismus wird dabei als Überbegriff für Einstellungen, Ziele und Verhalten von Angehörigen des ärztlichen Standes (engl.: Profession) verstanden.Mueller schildert am Beispiel der Mayo-Clinic, die sich als Institution einem hohen Standard nicht nur in der Patientenversorgung sondern gerade auch imHinblick auf die Haltung und das Verhalten ihrer Ärzte verschrieben hat, ein Konzept, mit dem auf allen Ebenen der ärztlichen Hierarchie professionelles Verhalten definiert, vermittelt, eingefordert und überprüft wird. Dabei werden – ohne dass dies eigens ausführlicher diskutiert wird – allerdings auch manche der Herausforderungen deutlich, die sich aus dem Versuch ergeben, das Konstrukt Professionalismus so zu konkretisieren, dass es überprüfbar und lehrbar wird. Einige der vonMueller benannten Elemente wie Klinische Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit sowie ein solides Verständnis der ethischen und rechtlichen Grundlagen des ärztlichen Handelns lassen sich eher leicht definieren und inhaltlich bestimmen. Schwieriger dagegen sind Werte wie Altruismus oder Menschlichkeit zu fassen. Der Wunsch, auch solche „Bestandteile“ des guten Arztes analog zu anderen Kompetenzbereichen möglichst eindeutig zu operationalisieren und damit überprüfbar zu machen, stößt unweigerlich an Grenzen. Vor dem Hintergrund individueller Wertabwägungen und eines gesellschaftlichenWertepluralismus kann die Angemessenheit bestimmter Prinzipien – wie etwa Altruismus – von Fall zu Fall sehr unterschiedlich beurteilt werden. So wird z.B. die Frage, in wieweit „gute“ Ärzte bereit sein müssen, sich über ihre eigentliche Arbeitszeit hinaus für das Wohl ihrer Patienten zu engagieren, zunehmend kontrovers diskutiert und ist einem – kulturell durchaus mit unterschiedlicher Dynamik erfolgenden – gesellschaftlichen Wandel unterworfen. Verschärfend kommt hinzu, dass das jeweilige Umfeld, in dem ärztliches Handeln stattfindet, einen erheblichen Einfluss darauf hat, ob und wie Einstellungen und Haltungen handlungsrelevant werden (können). Diese Kontextabhängigkeit professionellen Verhaltens verdeutlicht der leider sehr kurze Beitrag vonWolfgangKlitzsch, Geschäftsführer der Ärztekammer Nordrhein, zum zweiten inhaltlichen Schwerpunkt („gesellschaftlicher Kontext“). Er be-
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عنوان ژورنال:
دوره 28 شماره
صفحات -
تاریخ انتشار 2011